“this S. does not exist” ist eine Arbeit über eine persönliche Angst. Ein Versuch, diese in Bildern, Film, Ton und Sprache zu erfassen, zu erforschen und zu übersetzen. Vor dem Hintergrund der Wüste New Mexicos, wo meine Angst vor Schlangen mit einer familiären Bindung verwoben ist, porträtiert die Arbeit meine persönliche Konfrontation mit der vermeintlichen Kopräsenz. Dabei stellen sich grundlegende Fragen nach den medialen und künstlerischen Übersetzungsmöglichkeiten menschlicher Emotionen.
“this S. does not exist” widmet sich der Auseinandersetzung und Reflexion einer persönlichen und stark ausgeprägten Angst vor Schlangen sowie der Vermittlung dieser subjektiven Wahrnehmung und Erfahrung. Es ist der Versuch, dieses Erleben über verschiedene Zugänge wie Bilder und Film, Ton und Sprache festzuhalten, zu übersetzen und auszudrücken. Auch maschinelle Interpretationsmöglichkeiten, wie ein künstliches neuronales Netzwerk mit eigenen Trainingsdatensätzen, die etwa auf persönlichen Videoaufnahmen von Angstsituationen basieren, stellen Versuche dar, meine Wahrnehmung auf einer weiteren, abstrakten Ebene zu vermitteln und darzustellen. Die Aufnahmen entstanden in der Wüste New Mexicos: ein Ort, der für sein Vorkommen von Schlangen bekannt ist und an dem mein Vater lebt, den ich regelmäßig besuche. Die familiäre Beziehung zu dem Ort und der Schritt, die Angst in einer künstlerischen Arbeit zu behandeln, erzeugen eine Ambivalenz und ein Spannungsverhältnis, die “this S. does not exist” schließlich auch zu einem biografischen Werk machen.
Der Titel fasst zentrale Konzepte der Arbeit bereits zusammen: In der Auseinandersetzung mit meiner eigenen Angst vor Schlangen reflektiere ich die Tatsache, dass ich bisher kaum eine gesehen habe – schon gar nicht in New Mexico –, sondern nur von ihnen gehört habe oder vor ihnen gewarnt wurde. Diese begrenzte Erfahrung wiederum hat zu verzerrten, monströsen Vorstellungen geführt, die vom realen Tier abweichen, in dieser Form nicht existieren und die Grenzen zwischen Vorstellung, Realität und Erinnerung verwischen lässt: Im Laufe des Projekts merkte ich, dass es nicht die Schlange selbst war, vor der ich am meisten Angst hatte, sondern die Vorstellung von ihrer Begegnung in enger Verknüpfung mit bestimmten Orten. Die Abkürzung „S.“ verdeutlicht das Fehlen einer wirklichen Begegnung: Sie fungiert als Platzhalter (z.B. auch für die in der Arbeit auftauchenden Objekte und visuellen Entsprechungen „Stock“ und „Schlauch“), der das Unsichtbare, Unbekannte und Unaussprechliche repräsentiert und sich typografisch auf seine schlangenartige Form reduziert. Obwohl eine Angst vor Schlangen thematisiert wird, ist letztlich nur eine zu sehen: Stattdessen konzentriert sich die Arbeit darauf, die Atmosphäre ihrer Kopräsenz einzufangen und die psychologische Dimension der Angst zu vermitteln. Bei dem Versuch, das Gelernte und Erlebte in ein Werk zu überführen, konnte ich beobachten, wie ich selbst schließlich die Angst teilweise verlor und sie von einem dysfunktionalen in einen funktionalen Zugang überging; diese Ebene bereicherte meine künstlerische Arbeit insofern, als sie dadurch eine biografische und selbstreflexive Dimension erlangte.
Ansichten Diplomausstellung
Glasmoog Kunsthochschule für Medien, Köln, Juli 2024